08.05.2025 –
Mitglieder-Versammlung mit Medien-Debatte:
Donald Trump, Schweizer Medien und die Verantwortung des Journalismus.
Medien-Debatte 2025: Donald Trump, Schweizer Medien und die Verantwortung des Journalismus
Wie sollen Medien mit Populisten wie Donald Trump umgehen – zwischen Skandalisierung, Bewunderung und der Pflicht zur Einordnung? Diese Frage stand im Zentrum der Medien-Debatte des Vereins Medienqualität Schweiz (MQS), die im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Vereins in der KV Business School Zürich stattfand.
Den Auftakt bildete ein Input-Referat von Dr. Daniel Vogler, Forschungsleiter Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög), Universität Zürich. Unter dem Titel «Medienphänomen Donald Trump – mit den Medien und gegen die Medien» zeigte Vogler mit exklusiven empirischen Daten, wie hoch die mediale Präsenz von Donald Trump in drei grossen Schweizer Medien («Tagesanzeiger», «NZZ» und «Blick») ist. «Aktuell so hoch wie nie», so Vogler. Genauer gesagt: «Jeder fünfte Artikel handelt von Donald Trump.»
Aus der Qualitätsperspektive betrachtet Vogler folgende Aspekte: Relevanz, Vielfalt, Einordnungsleistung und Professionalität. Sein Fazit: «Donald Trump und die Medien stehen in einer symbiotischen Beziehung.» Trump erhalte enorm viel Beachtung – seine Rolle als US-Präsident alleine sei dabei nicht ausschlaggebend. Und: «Die Berichterstattung über die USA hat sich in den Schweizer Medien verändert – sie ist deutlich stärker personalisiert.»
Politische Akteure wie Trump seien einerseits auf mediale Sichtbarkeit angewiesen – arbeiten andererseits aber gezielt gegen etablierte Medien. «Die Aufmerksamkeit ist Teil des Erfolgsrezepts.» Es sei ein «faszinierender Gegensatz, der beiden Seiten etwas bringt.» Ein Balanceakt für Medienhäuser, die zwischen Aufklärung und Klicklogik agieren.
Im Anschluss diskutierten auf dem Podium unter dem Titel «Trump und die Schweizer Medien – zwischen Verteufelung und Bewunderung. Wo bleibt die journalistische Verantwortung?» Rico Bandle (NZZ), Philipp Löpfe (watson) und Daniel Vogler. Moderiert wurde die Diskussion von Dr. Rena Zulauf, Vorstandsmitglied MQS.
Die Diskussion offenbarte unterschiedliche Positionen, etwa zur Frage, ob man Trump in der Berichterstattung konsequent kontextualisieren oder ihm bewusst weniger mediale Aufmerksamkeit schenken sollte.
Stimmen aus dem Podium:
- Rico Bandle (NZZ): «Bei Gratis-Medien muss man alle Klicks mitnehmen. Bei einem Medium, das Abos verkauft, reicht Trump alleine als Aufreger nicht – es muss ein guter Text dazu.»
- Philipp Löpfe (watson): «Kein Mensch auf der Welt sagt ‚Wow, dieser Nachrichtenredaktor hat Qualitätsjournalismus gemacht‘, wenn er auf eine Meldung zu Trump verzichtet – was hat er also für einen Anreiz, eine Trump-Meldung nicht zu bringen?»
- Dr. Daniel Vogler (fög): «Ob ein Trump-Liveticker an oberster Stelle zielführend und guter Journalismus ist, sei dahingestellt. Fakt ist: Trump ist ein Medienphänomen. Mit seinem Politikstil erhält er in den Medien enorme Aufmerksamkeit. Und das, obwohl er sich auch explizit gegen die Medien stellt.»
Konsens herrschte darin, dass Qualitätsjournalismus aktuell geforderter ist denn je. Beim anschliessenden Apéro wurde weiterdiskutiert – mit einem gemeinsamen Ziel: Medienqualität und journalistische Verantwortung auch in polarisierten Zeiten hochzuhalten.



















