FAQ – häufig gestellte Fragen
Wozu braucht es ein Qualitätsrating der Schweizer Medien?
Qualitätssicherung ist in allen Branchen und besonders in Zeiten des Wandels enorm wichtig. Die Medienbranche, die Öffentlichkeit und auch die Politik setzen sich in der Folge zunehmend damit auseinander.
Die Qualität der Informationsmedien ist in unserer Demokratie von fundamentaler Bedeutung. Die Medienqualität schlägt sich direkt in der Qualität des öffentlichen Diskurses nieder.
Was ist das Ziel des Medienrating und an wen richtet es sich?
Das Rating will einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Medienqualität leisten, indem es Qualität auszeichnet, bewusst macht und zu einer Diskussion darüber anregt.
Das Rating dient als Wegweiser durch die Medienlandschaft Schweiz. Es gibt einen Überblick der bedeutenden Titel und Sendegefässe im Land sowie ihrer Qualität. Das Rating soll eine Orientierungshilfe für alle Personen und Institutionen sein, die mit Medien zu tun haben. Es richtet sich insbesondere auch an die Medienschaffenden selbst.
Mit dem Rating wird eine Qualitätsdebatte angestossen und das Qualitätsbewusstsein geschärft. Medienqualität muss über die Medienbranche hinaus diskutiert werden und insbesondere im Rahmen der Bildung ein Thema sein. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Medienqualität fördert das Bewusstsein, dass hinter Qualität viel Aufwand steckt, die auch ihren Preis hat.
Welche Medienangebote werden getestet?
2022 werden 51 überregionale Informationsmedien aus den Bereichen Print, Online, Radio und Fernsehen untersucht. Es werden Medien in der Deutschschweiz und der Westschweiz getestet. Sofern die Mittel vorhanden sind, sollen weitere Titel und Regionen später dazu kommen
Wie werden die Medienangebote getestet?
Das Medienrating bewertet die einzelnen Medientitel aus zwei Perspektiven: Die Berichterstattungsqualität wird inhaltsanalytisch, die Qualitätswahrnehmung mittels repräsentativer Online-Befragung gemessen.
Nach welchen Qualitätskriterien wird getestet?
Das Qualitätsrating basiert auf dem demokratietheoretischen, normativer Qualitätsbegriff: Publizistische Qualität bemisst sich daran, wie gut Medienerzeugnisse den demokratischen Leistungsfunktionen öffentlicher Kommunikation dienen.
Die Qualitätsansprüche an die Medienöffentlichkeit finden sich u. a. in den Regelungen öffentlicher Kommunikation, insbesondere in den Anforderungen an den öffentlichen Rundfunk, in den Leitbildern des Journalismus, in journalistischen Leitlinien, in den Satzungen von Medienräten und in sozialwissenschaftlichen Qualitätsanalysen.
Nach welchen Methoden wird die Qualität beurteilt?
Die Qualität der Medien wird anhand wissenschaftlicher Methoden erhoben. Die Analyse und Bewertung erfolgt auf zwei Ebenen:
Die Berichterstattungsqualität des redaktionellen Angebots der Informationsmedien und die Qualitätswahrnehmung bei der Bevölkerung.
Wie wird die Bevölkerung gefragt?
Die Qualitätswahrnehmung wird – wie bereits in den vorherigen Berichten aus den Jahren 2016, 2018, 2020 und 2022 – anhand einer Onlinebefragung gemessen.
Mit der Durchführung wurde das Marktforschungsinstitut GfK Switzerland beauftragt. Vom 21. Februar bis zum 9. März 2020 wurden 2 159 repräsentativ ausgewählte Personen aus der Deutschschweiz und der Suisse Romande befragt, wie sie die ausgewählten 49 Medientitel in Bezug auf Qualität und Vertrauen einschätzen.
Um Veränderungen über die Zeit festzustellen, wurde die Befragung auf die gleiche Weise wie in den Vorjahren durchgeführt. Auch wenn es sich um eine Onlinebefragung handelt, ist die Bevölkerungsstichprobe repräsentativ für die Deutschschweiz und die Suisse Romande, da inzwischen mehr als 93 % der Bevölkerung Onlinezugang haben.
Wer führt die Analysen für die Beurteilung der Qualität durch?
Das Rating wird durch folgende Hochschul-Institute erstellt:
fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich
DCM – Departement für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Fribourg.
IKM – Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern
Was ist der Unterschied zum Jahrbuch des Fög, und besteht nicht die Gefahr, das Jahrbuch zu konkurrenzieren?
Die beiden Qualitätseinschätzungen sind komplementär und werden in enger Abstimmung zueinander entwickelt.
Das Qualitätsrating von Medienqualität Schweiz MQR legt den Fokus auf eine Gegenwartsanalyse, auf die Titelebene sowie auf den Vergleich der drei Perspektiven Berichterstattungsqualität, Lesewahrnehmung und organisatorische Qualitätssicherung.
Fokus auf Gegenwartsanalyse: Das Qualitätsrating Medien Schweiz ist primär an einer gegenwartsbezogenen Bewertung der untersuchten Medien interessiert (Rating pro Berichtsjahr), während das Jahrbuch die Qualitätsdynamik wie auch die strukturellen Ursachen jeweils über möglichst lange Zeiträume untersucht und darstellt.
Fokus auf Titelebene: Beim Qualitätsrating Medien Schweiz steht die Bewertung der einzelnen Medientitel im Zentrum während das Jahrbuch Qualität der Medien vor allem auf die Untersuchung von Medientypen (Abo-Zeitungen, öffentlicher Rundfunk etc.) und ganzen Mediengattungen (Presse, Radio, TV, Online) abstellt.
Zusätzliche Untersuchungsebenen: Das Qualitätsrating Medien Schweiz untersucht in Ergänzung zum Jahrbuch zusätzlich die Qualitätswahrnehmung durch die Schweizer Bevölkerung. Dafür werden im Qualitätsrating im Gegensatz zum Jahrbuch die strukturellen Ursachen der Qualitätsdynamik (u. a. Finanzierung, Nutzungsverschiebungen, Medienkonzentration etc.) nicht erfasst.
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten:
beide Projekte wollen die Diskussion über die Qualität der Medien vertiefen und zu einer Verbesserung ihrer Qualität beizutragen,
sie teilen das gleiche Qualitätsverständnis, welches auch im Journalismus verankert ist und das im Aufklärungsliberalismus wurzelt und
die Berichterstattungsqualität wird auf Basis der gleichen Methodik bewertet.
Wie kann man die einzelnen Qualitätskriterien in einem Gesamtrating überhaupt vergleichen?
In erster Linie wird pro Perspektive eine Rangliste aus den analysierten Daten erstellt und kommentiert. Dabei werden die einzelnen Aspekte nicht miteinander verrechnet, sondern einzeln transparent dargestellt.
Unterschiedliche Rankings werden anschliessend interpretiert und kommentiert, aber nicht gewertet. Die entsprechenden Erkenntnisse bilden einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsdebatte.
Wozu braucht es dieses Rating? Feiert sich das die Branche nicht einfach einmal mehr selbst?
Ziel ist es für die Medien Schweiz eine Aussenreferenz für Qualität zu schaffen und damit das Qualitätsbewusstsein zu stärken. Im Rating von Medienqualität Schweiz wird eine unabhängige und wissenschaftliche Aussenbeurteilung durchgeführt. Der Verein wird hauptsächlich von der Wirtschaft und gemeinnützigen Institutionen finanziert.
Die Resultate richten sich an Unternehmen aller Branchen sowie an Medienkonsumenten und Medienschaffende.
Viele Medienunternehmen beurteilen wissenschaftliche Forschung skeptisch.
Wie werden sie vom neuen Instrument überzeugt?
Es wurde oft kritisiert, dass wissenschaftliche Beurteilungen einseitig seien. Das geplante Medienrating beurteilt Qualität gleichzeitig aus zwei Perspektiven: Berichterstattungsqualität und Qualitätswahrnehmung durch die Bevölkerung. Diese Einsichten sind auch für Medienanbieter und Medienschaffende interessant, unter anderem weil sie einen Beitrag zur aktuellen Qualitätsdiskussion leisten.
Können die Wissenschafter überhaupt die praktische Medienrealität beurteilen?
Die Aufgabe der Wissenschaftler ist es, eine valide, unabhängige Analyse zu gewährleisten. Alle drei Uni- bzw. Hochschul-Institute befassen sich auf ihrem Spezialgebiet intensiv mit der Praxis der Medienbranche und stehen in dauerndem Austausch zu ihr.
Warum will sich das Rating auch an die Medienbranche selbst richten?
Medienanbieter und Medienschaffende haben ein ureigenes Interesse an der Qualitätsdebatte. Sie setzen sich bereits mit der Qualitätsdefinition und der Messbarkeit von Qualität auseinander. Das Rating will zu Best-Practice-Standards anregen, aber auch riskante Ansätze zur kritischen Diskussion stellen.
Welchen Nutzen hat das Rating für die Medienschaffenden?
Medienqualität hat einen gesellschaftlichen Nutzen. Dieser steht im Zentrum des Ratings. Dieses leistet deshalb einen Beitrag zur Wertschätzung der journalistischen Arbeit. Das Rating gibt aber auch konkrete Anhaltspunkte zu möglichen Qualitätsunterschieden etwa zwischen Print und Online. Qualitätsfragen können so sachlich erörtert werden.
Die gleichzeitige Messung von unterschiedlichen Perspektiven trägt dem Wunsch der Branche nach einem breiteren Qualitätsbegriff Rechnung, der nebst der Berichterstattungsqualität auch die Einschätzung der Leser und der Medienschaffenden selbst einbez
Wem nützt das Rating sonst noch?
Den Medienkonsumenten bringt es Einblicke in die unterschiedlichen Qualitätsaspekte eines Mediums, indem es vergleichbare und breite Qualitäts-Informationen zu Medienangeboten zusammenstellt.
Das Qualitätsrating kann darüber hinaus als Planungsinstrument für Media-Agenturen und Unternehmen dienen aber auch den Verlagen Einsichten in die Zusammenhänge unterschiedlicher Qualitätsperspektiven bieten.
Gibt es überhaupt ein „Qualitätsproblem“?
Als Folge struktureller Veränderungen, unter anderem der Digitalisierung, des veränderten Leseverhaltens und der Gratiskultur sowie der im Werbemarkt konkurrenzierenden globalen Technologiekonzerne stehen viele Verlage heute zunehmend unter finanziellem Druck. Redaktionen müssen mit weniger Personal auskommen, Ressortstrukturen werden im Newsroom weitgehend aufgelöst. Beides beeinträchtigt die Dossierkompetenz, welche wesentlich zur journalistischen Qualität beiträgt. Die Konvergenz der Medien bringt es mit sich, dass die Redaktionen die Stoffe oft unter Zeitdruck multimedial aufbereiten müssen. Darunter können Tiefe und Recherche leiden.
Aufgrund der verfügbaren Messmöglichkeiten sind viele Online-Redaktionen «Click-orientiert», das kann die Boulevardisierung sowohl in der Themenauswahl als auch -aufbereitung fördern und geht u.U. auf Kosten der Informationsqualität. Der wirtschaftliche Druck in einer zunehmen ökonomisierten Medienbranche führt zu einem kommerziellen Denken auch bei Journalisten.
Wie reagieren Verlage und Medienanbieter auf das Rating – und können sie sich beteiligen?
Bis jetzt stiessen wir mit unserem Vorhaben auf offene Ohren und Türen. Wir sind zuversichtlich, dass die Medienanbieter dem unvoreingenommen begegnen und bei den Befragungen mitmachen.
Grundsätzlich steht der Verein den Verlagshäusern oder dem Verband Schweizer Medien offen.
Wie wird das Rating finanziert und wer sind die Geldgeber?
Der Stifterverein Medienqualität Schweiz MQS verantwortet das Qualitätsrating: er ist auch für dessen Finanzierung besorgt. Einerseits stützen die Mitglieder die Aktivitäten des Vereins mit ihren Mitglieder- und Gönnerbeiträgen.
Es braucht 400‘000 bis 500‘000 Franken jährlich, um das Projekt zu finanzieren. Der Grossteil der Mittel fürs Projekt stammt von Projekt-Donatoren, welche Jahresbeiträge zwischen CHF 10’000 und CHF 50’000 beisteuern.
Folgende Donatoren unterstützen das erste Qualitätsrating:
AABB Asea Brown Boveri Ltd, Adecco, AMAG, Daniel Brunner, doku-zug.ch, Denner AG, Die Mobiliar, Mediaschneider AG, Novartis International AG, Stiftung für MeinungsFreiheit und MedienVielfalt, Swiss Re AG.
Wer steht hinter dem „Stifterverein Medienqualität Schweiz“?
Dem „Stifterverein Medienqualität Schweiz“ gehören gut 50 Mitglieder aus unterschiedlichen Branchen an. Die aktuelle Mitgliederliste kann auf Anfrage bekannt gegeben werden, sofern wir die Berechtigung der einzelnen Personen dazu kennen.
Die Mitgliederliste wird nicht auf unserer Website publiziert.
Interesse an der Qualitätsdebatte. Sie setzen sich bereits mit der Qualitätsdefinition und der Messbarkeit von Qualität auseinander. Das Rating will zu Best-Practice-Standards anregen, aber auch riskante Ansätze zur kritischen Diskussion stellen.
Warum ein Stifterverein?
Der Stifterverein hat das Projekt als Verein aufgegleist und verantwortet die Umsetzung des Medienratings und den Aufbau und den Betrieb einer unabhängigen Bewertungsinstitution, welche die Qualität der Medien neutral und fair bewertet. Der Stifterverein dient der gesellschaftlichen Verankerung aller angesprochenen Interessengruppen.